Leverkusens Keeper überragend / `Der moderne Torhüter von heute"
Leverkusen (sid) Für Bundestrainer Joachim Löw verkörpert er `den modernen Torhüter von heute", für Bundestorwarttrainer Andreas Köpke hat er `von allen Bundesliga-Torhütern die beste Saison gespielt", und Kollegen, Fans und Medien fordern immer lauter seine Nominierung für die Europameisterschaft in Österreich und der Schweiz: Rene Adler ist nur 14 Monate nach seinem Debüt in der Fußball-Bundesliga für viele ganz klar Deutschlands Torhüter der Zukunft.
Während im Schalker Manuel Neuer der zweite Shooting-Star der Torwart-Szene neben Weltklasse-Tagen wie im Champions-League-Viertelfinale beim FC Porto auch zahlreiche Patzer fabrizierte und Michael Rensing trotz der markigen Worte seines Managers Uli Hoeneß (`Rensing und niemand anderes wird nächster
Nationaltorhüter") erst noch den Rücktritt von Platzhalter Oliver Kahn bei Bayern München abwarten muss, weist der 23 Jahre alte Adler bei Bayer Leverkusen Woche für Woche seine herausragende Klasse nach.
Löw hatte sich im Dezember eigentlich schon auf Jens Lehmann (FC Arsenal), Timo Hildebrand (FC Valencia) und Robert Enke (Hannover 96) als Trio für die EM-Endrunde vom 7. bis 29. Juni festgelegt. Adlers Glanzleistungen in den letzten Wochen haben ihn offenbar ins Grübeln gebracht. `Stand Dezember war, dass ich diese drei Torhüter mitnehmen wollte. Aber wir nehmen uns bis Mai alle Zeit der Welt, um alle Kandidaten genau unter die Lupe zu nehmen. Und dann werden wir nach bestem Gewissen entscheiden, welche drei Torhüter wir mitnehmen", sagte der Bundestrainer vor dem letzten Länderspiel Ende März in der Schweiz (4:0) und ergänzte vor einer Woche: `Andy Köpke wird alle Torhüter nochmals wiederholt beobachten. Adler und Neuer gehören dazu, weil irgendwann der Tag kommt, an dem sie spielen."
Seitdem hat Adler weiter Pluspunkte gesammelt. Vergangenen Donnerstag rettete er mit einem gehaltenen Strafstoß von Anatoli Timotschuk den wertlosen 1:0-Sieg im UEFA-Cup-Viertelfinale bei Zenit St. Petersburg, beim 3:0-Erfolg am Sonntag gegen den deutschen Meister VfB Stuttgart glänzte er dermaßen, dass der gegnerische Coach Armin Veh schwärmte, Adler sei `neben Kahn der beste Torhüter in Deutschland".
Der Leverkusener, den die Bundesliga-Profis mit mehr als einem Drittel der Stimmen zum besten Keeper der Hinrunde wählten und die Fans bei Umfragen fast ausnahmslos sogar als Nummer eins sahen, will von alledem noch nichts wissen und wehrt die Komplimente genauso unaufgeregt ab wie im Spiel die Bälle. `Ich will mich nicht über die Mannschaft stellen. Ich bin dafür da, dass ich mal ein paar Bälle halte. Über eine mögliche EM-Teilnahme zerbreche ich mir nicht den Kopf", sagte der gebürtige Leipziger.
Leverkusen Sportchef Völler begrüßt die unaufgeregte Art seines Keepers, der keine großen Töne spuckt, obwohl er längst Grund dazu hätte. `Seine Art des Torwartspielens ist der Stil der Zukunft. Vielleicht reicht es noch nicht für die EM, aber die Zeit von Rene Adler wird kommen", lobte der frühere DFB-Teamchef und ergänzte: `In Deutschland gibt es sowieso nur fünf Leute, die für das DFB-Tor in Frage kommen. Das sind die bisherigen drei Stammkräfte, dazu kommen Adler und Neuer. Der Rest hat da nichts zu suchen."
Und auch Nationalspieler Bernd Schneider sieht seinen Teamkollegen noch in der Lernphase und hält zumindest Diskussionen um dessen mögliche Rolle als Nummer eins für übertrieben. `Rene spielt seit einem Jahr auf einem Top-Niveau, Jens seit 10 bis 15 Jahren", sagte Schneider in einem Plädoyer für Lehmann: `Es kann nicht sein, dass fünf Minuten ausreichen, um den Stammtorhüter der Nationalmannschaft in Frage zu stellen."
Bei 96ern einst unumstrittene Nummer eins / `Geduld und Loyalität"
Dortmund (sid) Noch vor wenigen Wochen wurde Marc Ziegler als Pokal-Held, Glücksbringer und Erfolgsgarant gefeiert. Doch ausgerechnet vor dem Saison-Highlight in Berlin steckt der Torwart-Reservist von Borussia Dortmund in einer Krise. Dass der 31-Jährige im Bundesliga-Heimspiel am Mittwoch gegen Hannover 96 zwischen den Pfosten stand und auch für das Endspiel um den DFB-Pokal am kommenden Samstag (20.00 Uhr/live im ZDF) gegen Bayern München erste Wahl ist, liegt ausschließlich am Pech der Nummer eins Roman Weidenfeller.
Denn nach drei Patzern in den vergangenen drei Ligaspielen gegen Bayer Leverkusen, VfL Bochum und Bayern München hatten die Fans auf die rechtzeitige Rückkehr des im vergangenen Dezember an der Schulter operierten Weidenfeller gehofft, den sie zuvor in Grunde nicht vermisst hatten. Doch für den Stammkeeper kam nach einem Teilabriss des Innenbandes im Knie im Training am vergangenen
Samstag das endgültige Aus.
`Es tut mir natürlich leid für Roman", sagte Ziegler. Von Freude über die nunmehr gesicherten Einsätze im Pokalfinale und den Rest der Spielzeit keine Spur. Sicherlich hätte es den stets loyalen Torhüter tief getroffen, wenn er im Berliner
Olympiastadion, in dem er 1997 mit dem VfB Stuttgart - als Reservist hinter Franz Wohlfahrt - den Pokal gewann, erneut nur auf der Bank gesessen hätte. Denn der gebürtige Saarländer, vor der Saison bis 2010 als Reservist verpflichtet und erst nach der Absage von Nationaltorhüter Jens Lehmann in der Winterpause zur vorübergehenden Nummer eins erklärt, bestritt sämtliche bisherigen fünf Pokalspiele.
`Als Nummer zwei ist Geduld und Loyalität gefragt. Ich bin mit meinen Konkurrenten fast immer gut ausgekommen. Manchmal sind wir sogar zusammmen in Urlaub gefahren", berichtete Ziegler, der sein Bundesliga-Debüt 1995 beim VfB Stuttgart feierte. Arminia Bielefeld, Bursaspor, der FC Tirol, mit dem er unter dem jetzigen Bundestrainer Joachim Löw die österreichische Meisterschaft gewann
und 1085 Minuten ohne Gegentreffer blieb, Hannover 96, Austria Wien, 1. FC Saabrücken erneut Bielefeld und schließlich Dortmund lauten seine Stationen.
Doch lediglich in Hannover war Ziegler als Wiener Leihgabe die unumstrittene Nummer eins, absolvierte in der Saison 2003/2004 30 Einsätze und erhielt stets Bestnoten. Der Transfer scheiterte an den hohen Ablöseforderungen der Österreicher. Hannover verpflichtete anschließend Robert Enke, Ziegler wechselte nach Bielefeld.
Dort bewährte sich der Familienvater als Vertreter von Mathias Hain, als dieser viermal pausieren musste. In diesen Spielen holten die Ostwestfalen sieben Punkte. Eine ähnliche Geschichte erlebte Ziegler in Dortmund. Für den gesperrten Weidenfeller zwischen die Pfosten gerückt, feierten die Schwarz-Gelben nach verpatztem Saisonstart drei Siege in Folge ohne Gegentor - unter anderem gegen
Werder Bremen (3:0).
Gegen die Hanseaten legte Ziegler im Januar zudem den Grundstein auf den Weg ins Pokalfinale, als er beim Stand von 2:1 fünf Minuten vor dem Schlusspfiff das Elfmeter-Duell mit Diego gewann und zum Helden avancierte.
`Absolutes Highlight"/Ab Sommer in der Schweiz: `Sieg der Vernunft"
München/Frankfurt (sid) Ottmar Hitzfeld war vor dem Bundesligaspiel am Mittwochabend in Frankfurt bemüht, dem DFB-Pokalfinale am Samstag möglichst wenig Beachtung zu schenken. Doch schon seit Wochen wird der Trainer von Bayern München immer wieder von diesem Thema eingeholt. Zum einen ist es für Hitzfeld die erste Titel-Chance in seiner Bundesliga-Abschiedssaison. Zum anderen - und dies ist der noch viel wichtigere Aspekt - trifft der 59-Jährige ausgerechnet auf seinen Ex-Klub Borussia Dortmund.
`Ich habe mich in Dortmund immer unheimlich wohl gefühlt. Das war ein Stück meines Lebens, jetzt ist es der FC Bayern. Da schließt sich der Kreis, weil ich voraussichtlich nicht mehr Trainer bei einem Verein sein werde. Dies ist ein Traumfinale für mich", sagte Hitzfeld vor dem Endspiel am Samstag im Berliner Olympiastadion (20.00 Uhr/live im ZDF).
Wenn der Bayern-Coach so etwas sagt, klingt er so entspannt wie selten zuvor in seiner langen und erfolgreichen Karriere, die ihm vom Welt- bis zum DFB-Pokal bisher 16 Titel eingebracht hat. Natürlich verspüre er Druck. Den habe man beim deutschen Rekordmeister immer, `da wird man an Titeln gemessen". Aber in der Gewissheit, dass es nach dieser Saison vorbei sei, `ist das natürlich anders als in den Jahren zuvor".
Er habe sich `diese Unabhängigkeit" im Verlauf der Jahre hart erarbeitet. Deshalb habe er schon seit geraumer Zeit nicht mehr den Druck und die Angst, die junge Trainer hätten, `dass die Karriere ganz schnell beendet sein kann". Vielmehr genießt Hitzfeld seine letzten Wochen beim FC Bayern ohne dabei die Anspannung und die Konzentration zu verlieren, die ihn immer ausgezeichnet hat.
Denn der gebürtige Lörracher weiß, dass er sich in München endgültig ein Denkmal setzen und seinem Nachfolger Jürgen Klinsmann ein ganz schweres Erbe hinterlassen kann. Der Gewinn des Triple aus DFB-Pokal, Meisterschaft und UEFA-Cup ist in Deutschland noch keinem gelungen. Es wäre ein perfektes Abschiedsgeschenk für den General, bevor er nach der Europameisterschaft seinen Job als Nationaltrainer in der Schweiz antritt.
Bei den Eidgenossen unterschrieb der Mathematiklehrer und `Rotations-Weltmeister" bis 2010. Es war eine Entscheidung, die Hitzfeld im Winter ganz bewusst getroffen hat: `Die Vernunft hat gesiegt." Er freue sich darauf, jetzt nur noch 15 Spiele im Jahr zu haben und nicht mehr 70, sagte der frühere Olympia-Auswahlspieler. Und außerdem sei es schon immer sein Ziel gewesen, `einmal eine WM als Trainer zu erleben. Ich will mich mit der Schweiz für Südafrika 2010 qualifizieren".
Doch zunächst hat Hitzfeld kurzfristige Ziele: seinen dritten DFB-Pokalsieg mit den Bayern nach 2000 und 2003. Auch wenn er einräumt, dass eine Meisterschaft schon die größere Leistung sei, `hat der Pokal auch einen sehr hohen Stellenwert".
Gewohnheit ist die vierte Teilnahme am Pokalendspiel in Berlin deshalb für den 59-Jährigen noch lange nicht: `Das ist auch für mich nach wie vor ein absolutes Highlight. Ich bin topmotiviert - und will das Finale unbedingt gewinnen." Mitgefühl oder Mitleid mit seinem Ex-Klub Dortmund hätte er bei einem Pokalsieg nicht: `Darauf kann ich keine Rücksicht nehmen. Ich bin Trainer bei den Bayern."
Hitzfeld war von 1991 bis 1997 in Dortmund als Trainer tätig. Bei den Bayern absolviert er seit 1. Februar 2007 als Nachfolger von Felix Magath seine zweite Amtszeit nach der Etappe von 1998 bis 2004. Höhepunkte seiner Laufbahn waren die Triumphe in der Champions League mit Dortmund (1997) und Bayern (2001) sowie im Weltpokal (2001) - das Triple 2008 soll die Krönung sein.
Quelle: sid
Hannover/Bonn (dpa) -
Die Deutsche Fußball Liga (DFL) kann in Kürze mit der Ausschreibung der Bundesliga-Fernsehrechte beginnen. Das Bundeskartellamt hat Grünes Licht für die sogenannte Ankündigung der Ausschreibung gegeben. Dabei handelt es sich um einen formalen Akt, dem vier Wochen später die eigentliche Ausschreibung folgen soll. «Das bedeutet aber keine Vorentscheidung und steht unter dem Vorbehalt der laufenden Prüfung des Kartellamtes», sagte Ralph Langhoff, Vorsitzende der zuständigen 6. Beschlussabteilung des Bundeskartellamt, der «Süddeutschen Zeitung» (Mittwoch-Ausgabe). Die Bonner Behörde bestätigte am Mittwoch das Vorgehen.
Stuttgart (dpa) - Als schussgewaltiger Mittelfeldmann beim VfB Stuttgart und in der Nationalmannschaft ist Thomas Hitzlsperger längst eine feste Größe. Aber der 26 Jahre alte Profi hat auch andere Qualitäten als seinen legendären «Hammer», nur dass diese in der Öffentlichkeit wenig bekannt und für einen Fußballspieler eher
ungewöhnlich sind. Hitzlsperger ist ein kritischer Kopf mit großem Interesse für gesellschaftspolitische Fragen und viel Sinn für Humor. «Fußball ist nicht alles im Leben, auch wenn er bei mir natürlich absolute Priorität genießt», sagte der wegen einer Fleischwunde gegen den 1. FC Nürnberg verletzt Ausfallende der Deutschen Presse-Agentur dpa. «Ich will mich über das Zeitgeschehen informieren.»
Vor allem sein Engagement gegen Ausländerfeindlichkeit und Rassismus ist eher untypisch für diesen Berufszweig. Als die Wochenzeitung «Die Zeit» ihn bat, Beiträge für ihren Internet-Blog «Störungsmelder» zu verfassen, zögerte Hitzlsperger nicht. «Ich stehe ganz deutlich dafür, mich gegen Nazis auszusprechen», sagte er. Deshalb sei es für ihn auch selbstverständlich, seine Texte selbst zu verfassen. «Als Fußballer begegnet mir das Thema Ausländerfeindlichkeit immer wieder», schrieb er in einem Online-Auftritt, der viele - überwiegend positive - Reaktionen auslöste. Er habe erlebt, auch in seinen fünf Jahren beim britischen Premier-Club Aston Villa, «wie Mitspieler aufgrund ihrer Hautfarbe beschimpft wurden, und die Aggressivität hat sich unterschieden von den üblichen Beschimpfungen, denen man im Fußballstadion ausgesetzt ist».
Wenn es um Spaß und Scherze geht, ist der nach eigener Einschätzung eher ruhige und sachliche Oberbayer aber auch voll dabei. Vor allem mit seinen VfB-Kumpels Mario Gomez, Ludovic Magnin und Raphael Schäfer heckt Hitzlsperger gerne Streiche aus, die auch einen aus der «Viererbande» selbst treffen können. So wunderte sich Schlussmann Schäfer vor einigen Wochen, weshalb er plötzlich Anrufe auf seinem Privathandy wegen des Verkaufs seines Autos erhielt. «Ich habe vielleicht die besten Internetkenntnisse», räumte Hitzlsperger indirekt ein, die fingierte Anzeige ins Netz gestellt zu haben.
Sportlich hat «Hämmerle», wie er in Anspielung auf seinen Spitznamen «The Hammer» schwäbisch verniedlicht manchmal gerufen wird, in diesem Jahr zwei große Ziele: Mit dem VfB will er «mindestens Platz fünf» erreichen, nachdem der Meisterschaftszug längst abgefahren ist: «Wir dürfen nach dem Rückschlag gegen
Leverkusen nur nicht unruhig werden.» Mit der Nationalmannschaft will er eine gute EM spielen. «Wir haben das Potenzial, Europameister zu werden, und zählen sicher zu den Mitfavoriten. Aber es wird schwer, da es viele andere Titelkandidaten gibt», sagte er. Persönlich strebt Hitzlsperger «mehr Einsätze bei der EM» an. «Stammspieler» gibt er bewusst nicht als Ziel aus, da dies «nur für wenige» zutreffe.
Obwohl Hitzlsperger seine eigene Leistung kritisch beäugt und beurteilt, sieht er sich in einer wesentlich stärkeren Position als während der WM. Dort durfte er im «kleinen Finale» gegen Portugal ein paar Minuten mitspielen, wohl als Dank für sein klagloses Stillhalten. «Ich habe mich weiterentwickelt und die Zeit seither genutzt», sagte er. «Ich möchte mich in der Nationalmannschaft festbeißen.» Nach gewissen Eingewöhnungsschwierigkeiten fühlt sich Hitzlsperger längst wohl im Schwabenland. Im vergangenen August verlängerte er seinen Vertrag bis Ende Juni 2010 und kann sich durchaus vorstellen, noch länger für den VfB zu spielen, «wenn wir Erfolg haben». Er «warte nicht auf einen Anruf aus München», auch wenn er aus familiären Gründen häufig nach Bayern fahre.
Quelle: dpa